Kanal Charleroi-Brüssel

Lage des Kanals in Belgien

Der Kanal Charleroi–Brüssel ist ein Schifffahrtskanal in Belgien, der die Städte Charleroi und Brüssel verbindet. Der heutige Kanal hat eine Länge von 74 Kilometern.

Geschichte

Kanal Charleroi-Brüssel mit westlichem Ufer, das die östliche Grenze von Molenbeek darstellt, von Süden gesehen, mit der ehemaligen Bellevue-Brauerei
Hausboote am Kanal in Anderlecht-Vaartdijk
Schiffshebewerk Ronquières
Mündung des Kanals in die Sambre in Charleroi

Bereits im Jahr 1531 genehmigte Karl V. den Bau eines Kanals, der die Schelde bei Willebroek über Brüssel mit Charleroi verbinden sollte. Mit dem Bau wurde jedoch erst 1550 auf Anordnung von Maria von Ungarn, damals Statthalterin der Niederlande, begonnen. 1561 wurden jedoch die Bauarbeiten eingestellt, nachdem Brüssel erreicht war.

Mit der industriellen Revolution erwachte jedoch neues Interesse an einer Weiterführung des Kanals, da es in der Umgebung von Charleroi große Kohlevorkommen gab. Die Erdarbeiten für den Bau des Kanals Charleroi–Brüssel begannen am 2. April 1827, am 1. August wurde der Grundstein für den Tunnel von La-Bête-Refaite gelegt (Länge: 1267 Meter, Breite: 3 Meter). Obwohl die Arbeiten durch die Ereignisse von 1830 (der Unabhängigkeitskampf Belgiens) und auch kurz darauf durch Geldmangel verzögert wurden, konnte der Kanal am 22. September 1832 feierlich eingeweiht werden.

Der Kanal wurde zunächst nur mit relativ kleinem Querschnitt gebaut und war nur für 70-Tonnen-Schiffe geeignet. Deshalb begannen schon kurz darauf die Erweiterungsarbeiten. Von 1854 bis 1914 wurden die Arbeiten so weit vorangetrieben, dass zwischen Charleroi und Clabecq 300-Tonnen-Schiffe verkehren konnten. Zwischen 1882 und 1885 wurde als Ersatz für den La-Bête-Refaite-Tunnel der 1050 Meter lange und 8 Meter breite Tunnel de Godarville gebaut.

Nach dem Ersten Weltkrieg konnten die Arbeiten wieder aufgenommen werden. Diesmal ging es darum, den Abschnitt Clabecq–Brüssel für 1350-Tonnen-Schiffe zu erweitern. Der Gedanke, auch Charleroi für 1350-Tonnen-Schiffe erreichbar zu machen, entstand nach dem Zweiten Weltkrieg auf Grund verstärkter Transporte Richtung Antwerpen.

Verlauf

Wichtigstes Bauwerk am Kanal ist das Schiffshebewerk Ronquières, das in der Form eines Schrägaufzugs konstruiert ist. Auf einer Länge von 1432 Metern wird ein Höhenunterschied von knapp 68 Metern überwunden. Die Schiffe werden dazu in wassergefüllten Trögen bewegt, von denen das Hebewerk zwei voneinander unabhängig arbeitende aufweist.

  • Zerstörungen nach der Schlacht um Belgien an der Porte de Flandre in Brüssel (1940)
    Zerstörungen nach der Schlacht um Belgien an der Porte de Flandre in Brüssel (1940)
  • Verzweigung von altem (rechts) und neuem Kanal bei Ronquières
    Verzweigung von altem (rechts) und neuem Kanal bei Ronquières
  • Neuer (vorn) und alter Kanal in Ronquières
    Neuer (vorn) und alter Kanal in Ronquières
  • Alter Kanal mit Nordportal des Tunnel de Godarville bei Seneffe
    Alter Kanal mit Nordportal des Tunnel de Godarville bei Seneffe
  • Neuer Kanal bei Seneffe, links das Südportal des Tunnel de La-Bête-Refaite
    Neuer Kanal bei Seneffe, links das Südportal des Tunnel de La-Bête-Refaite
  • Bahnbrücke über den neu trassierten Kanal bei Seneffe
    Bahnbrücke über den neu trassierten Kanal bei Seneffe
  • Schleuse Gosselies
    Schleuse Gosselies

Literatur

  • Michel Maigre: Le canal Charleroi à Bruxelles (= Carnets du patrimoine. Band 161). Agence wallonne du patrimoine, Jambes 2019, ISBN 978-2-39038-040-5.
  • Michel Maigre: Le Canal de Charleroi à Bruxelles. Une voie d'eau pour le charbon. Ouvrage éditié à l'occasion des cinquante ans du Plan incliné de Ronquières. Edipro, Brüssel 2020, ISBN 978-2-87435-254-6.
Commons: Kanal Charleroi-Brüssel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Normdaten (Geografikum): GND: 1250684986 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 5420164423048220530005